Nationaler Aktionstag pflegender Angehöriger

Der nationale Aktionstag pflegender Angehöriger findet jedes Jahr österreichweit am 13.09. in Kooperation mit der Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger statt.

Der nationale Aktionstag pflegender Angehöriger findet jedes Jahr österreichweit am 13.09. in Kooperation mit der Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger statt. Die Alles Clara Berater:innen Viktoria (Klinische und Gesundheitspsychologin), Markus (Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger), Verena (Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin), Lydia (Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin) und Ursula (Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin) sprechen im Interview über den Aktionstag, die täglichen Herausforderungen von pflegenden Angehörigen und geben ihre Tipps.

Der Aktionstag pflegender Angehöriger findet jedes Jahr österreichweit am 13.09. in Kooperation mit der Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger statt. Warum ist dieser Tag so wichtig?
Verena: 
Ca. 80 Prozent der pflegebedürftigen Menschen in Österreich werden zu Hause durch Angehörige gepflegt – meist ohne professionelle Hilfe. Die Pflege eines Angehörigen ist oft körperlich, emotional und psychisch belastend. Viel zu oft wird diese Aufgabe als selbstverständlich betrachtet, obwohl Betroffene immer wieder vor neuen Herausforderungen und schwierigen Situationen stehen. Obwohl hier auch positive Aspekte – wie das Gefühl, gebraucht zu werden oder etwas zurückgeben zu können – erlebt werden, fehlt es doch meist an Anerkennung, Information und Vernetzung. Der Erfahrungsaustausch ist ein wichtiger Aspekt bei der Bewältigung pflegerischer Aufgaben. Es ist deshalb wichtig, diese große Gruppe an Menschen zumindest einmal im Jahr in den Fokus zu rücken.

Ursula: Genau, das sehe ich ähnlich. Der Tag soll Bewusstsein schaffen für die Herausforderung, einschließlich emotionaler, physischer und finanzieller Aspekte. Er soll auch politische Aufmerksamkeit, Information und Unterstützung bieten.

Markus: Außerdem zeigt der Tag, dass pflegende Angehörige nicht allein sind und es Unterstützungsmöglichkeiten gibt.

Jede:r Achte in Österreich nimmt im Laufe des Lebens die Rolle eines pflegenden Angehörigen an. Das ist oft sehr belastend. Ihr kennt diese Belastung aus eurer täglichen Arbeit mit Ratsuchenden. Wie zeigen sie sich?

Lydia: Ich sehe oft, dass pflegende Angehörige auf sich selbst und ihre Bedürfnisse vergessen. Das führt leider häufig zum Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben.

Viktoria: Die Belastung, der pflegende Angehörige ausgesetzt sind, kann sich unterschiedlich auswirken. Es kann zu psychischen Symptomen wie Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Wut oder Ähnlichem kommen. Aber auch körperliche Auswirkungen sind keine Seltenheit. Ich beobachte bei meinen Ratsuchenden Magen- und Verdauungsprobleme, Verspannungen, Schlafstörungen und vieles mehr.

Lydia: Das stimmt. Es fehlt oft ein Netz aus helfenden Händen, durch das pflegende Angehörige die Möglichkeit bekommen, Freunde zu treffen oder etwas für sich selbst zu tun.

Neben der emotionalen, finanziellen und körperlichen Belastung haben pflegende Angehörige oft auch einen großen organisatorischen und zeitlichen Aufwand. Sie koordinieren Arztbesuche, helfen beim Einkaufen, begleiten zu Terminen… Wo liegen hier die Herausforderungen?

Lydia: Hier und allgemein in peripheren Gegenden mit niedrigerer Bevölkerungsdichte gibt es einfach oft weniger Gesundheitseinrichtungen. Die Zentren, die es gibt, sind nicht immer für jede:n leicht zu erreichen, Hausarztpraxen können oft keine Hausbesuche mehr anbieten und auch für mobile Dienste ist es nicht immer leicht, die pflegebedürftigen Personen zu erreichen.

Ursula: Im städtischen Bereich ist Isolation ein großes Thema. Pflegende Angehörige sind häufig nicht mehr in der Lage, soziale Kontakte und Freizeitaktivitäten zu pflegen.

Markus: Viele pflegende Angehörige leben in Distanz zur zu pflegenden Person. Das macht die zeitliche Organisation besonders schwer. Vor allem den Berufsalltag so zu gestalten, um zum Beispiel Arzttermine einhalten zu können. Dadurch haben die Angehörigen kaum mehr Zeit für sich selbst.

Verena: Stimmt! Unser überlastetes Gesundheitssystem bringt hier zusätzliche Probleme. Lange Wartezeiten für Arzttermine, bürokratische Hürden und das Fehlen von Unterstützungsmöglichkeiten erschwert die Situation für Pflegende zusätzlich.

Stimmt! Unser überlastetes Gesundheitssystem bringt hier zusätzliche Probleme. Lange Wartezeiten für Arzttermine, bürokratische Hürden und das Fehlen von Unterstützungsmöglichkeiten.

Verena

Pflegende Angehörige sind oft einer Mehrfachbelastung ausgesetzt, weil sie ihr Privatleben, ihr Berufsleben und die Pflegesituation jonglieren müssen. Wie können Arbeitgeber unterstützen?

Markus: Aufklärung und Sensibilisierung der gesamten Belegschaft für die Herausforderungen und Bedürfnisse pflegender Angehöriger kann zu einem unterstützenden Betriebsklima führen. Es könnten auch Schulungen und Informationsveranstaltungen zum Thema Pflege und Stressbewältigung angeboten werden. Außerdem hilft eine Flexibilität des Arbeitgebers bezüglich Arbeitszeit oder Homeoffice.

Verena: Genau. Und um eine bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf zu gewährleisten, besteht für Arbeitnehmer:innen die Möglichkeit der Vereinbarung einer Pflegekarenz oder einer Pflegeteilzeit.

Und was können Freund und Bekannte beitragen?

Ursula: Oft hilft es bereits, einfach zuzuhören. Regelmäßige Ermutigung kann pflegenden Angehörigen helfen, sich wertgeschätzt und unterstützt zu fühlen.

Viktoria: Ich rate immer dazu, Hilfe anzubieten. Für die Person „da sein“ und nichts bagatellisieren. Wichtig ist es, für die Situation Verständnis zu zeigen und beispielsweise nicht gekränkt auf kurzfristige Absagen zu reagieren.

Danke für eure Antworten. Eine Frage noch als Abschluss: Was kann ich tun, wenn ich mich selbst um eine nahestehende Person kümmere, mir Sorgen mache oder einen Rat brauche? Welche Tipps habt ihr für pflegende Angehörige?

Lydia: Ich rate pflegenden Angehörigen, sich zuerst an den Hausarzt zu wenden. Der kennt die zu pflegende Person meist schon lange und kann Tipps und Ratschläge geben. Verbinde dich mit deinen Nachbar

oder Bekannten in ähnlichen Situationen, dann könnt ihr euch auch gegenseitig Ratschläge geben.

Ursula: Um die eigene Gesundheit und das Wohlbefinden langfristig zu schützen und die Belastungen physisch sowie psychisch zu reduzieren, ist es wichtig, sich regelmäßig Zeit für sich selbst zu nehmen und Unterstützung (wie Alles Clara) in Anspruch zu nehmen, um die anspruchsvolle Aufgabe der Pflege bewältigen zu können.

Viktoria: Da stimme ich dir zu. Ein wichtiger Schritt ist es, dass man sich bewusst macht, dass es Hilfe gibt und dass man diese dann auch annimmt. Man muss lernen, eigene Grenzen zu kennen und zu akzeptieren (auch mit Hilfe von Profis).

Beratung und Begleitung in Anspruch nehmen

Über Alles Clara unterstützten Berater:innen wie Lydia, Ursula, Markus, Verena und Viktoria pflegende Angehörige mit ihren Fragen, Sorgen und Ängsten rund um die Betreuung und Pflege nahestehender Personen. [Name von Ihrem Unternehmen] ist Partner von Alles Clara und ermöglicht allen Mitarbeiter:innen und deren Familien, Alles Clara kostenlos und anonym zu verwenden. Um Alles Clara zu nutzen, geben Sie bei der Anmeldung den Zugangscode [Ihr Zugangscode] ein und starten Sie in Ihre Beratung mit einer ausgebildeten Online-Beraterin aus den Bereichen Pflege oder Psychologie.

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