Die Rollenverteilung innerhalb einer Familie verändert sich oft drastisch, wenn ein Mitglied pflegebedürftig wird. Die Identifikation und Stärkung vorhandener Ressourcen ist dabei entscheidend (Leitfaden für Family Assessment: Pilotprojekt Community Nurse Diakoniewerk, 2023).
Rollenveränderungen in der Familie
Wenn ein Familienmitglied pflegebedürftig wird, verändert sich die Dynamik innerhalb der Familie oft grundlegend. Rollen, die vorher klar definiert waren, müssen neu gestaltet oder angepasst werden. Hier einige typische Veränderungen:
- Hauptpflegeperson: Übernimmt die tägliche Versorgung und Organisation.
- Emotionale Stütze: Bietet Trost und psychologische Unterstützung.
- Koordinator:in: Organisiert medizinische und pflegerische Maßnahmen.
- Finanzielle:r Unterstützer:in: Kümmert sich um finanzielle Fragen und Anträge (Wright & Leahey, 2021).

Eine offene Kommunikation und klare Verteilung dieser Aufgaben sind entscheidend, um Überforderung und Konflikten vorzubeugen.
Familiendynamik und Herausforderungen
Eine Pflegebedürftigkeit wirkt oft wie ein Stein, der ins Wasser geworfen wird – die Auswirkungen ziehen weite Kreise. Familiendynamiken werden auf die Probe gestellt, Prioritäten verändern sich. Doch mit Offenheit und Zusammenhalt können auch herausfordernde Situationen gestärkt gemeistert werden:
- Verschiebung von Verantwortlichkeiten: Rollen innerhalb der Familie müssen neu verteilt werden.
- Veränderte Kommunikationsmuster: Offene Gespräche fördern Unterstützung, aber auch Konflikte können zunehmen.
- Erhöhte emotionale Belastung: Angst, Trauer und Stress können Beziehungen belasten.
- Veränderung von Prioritäten: Alltagsroutinen und Zukunftspläne müssen angepasst werden.
- Zusammenhalt und Stärkung der Bindungen: Trotz der Belastungen kann die Familie enger zusammenwachsen (Wunderer, 2020).
Gleichzeitig bietet eine solche Herausforderung auch die Chance, als Familie enger zusammenzuwachsen.
Ressourcen aktivieren und nutzen
Jede Familie verfügt über eine Vielzahl von Ressourcen, die in Krisensituationen aktiviert werden können. Der Schlüssel liegt darin, diese systematisch zu identifizieren und einzusetzen:
- Familiäre Unterstützung: Verteilung der Aufgaben innerhalb der Familie.
- Professionelle Pflege: Inanspruchnahme von mobilen Pflegediensten.
- Finanzielle Hilfen: Nutzung von Pflegegeld und Unterstützungsangeboten.
- Psychosoziale Unterstützung: Selbsthilfegruppen und Beratungsangebote.
- Externe Netzwerke: Unterstützung durch soziale Einrichtungen, Nachbarschaftshilfe und Ehrenamtliche (Leitfaden für Family Assessment: Pilotprojekt Community Nurse Diakoniewerk, 2023).

Je nach Familienstruktur, Krankheitsbild und persönlichen Wünschen können unterschiedliche Ressourcen passend sein.
Familienzentrierte Fragestellungen
Ein strukturierter Ansatz hilft, die Bedürfnisse der Familie zu erfassen und gezielte Lösungen zu entwickeln. Wichtige Fragen, die Pflegekräfte und Angehörige dabei unterstützen können, sind:
- Was hat bisher gut funktioniert, und was sollte verbessert werden?
- Wie haben sich die Rollen innerhalb der Familie verändert?
- Welche Unterstützung wird aktuell am dringendsten benötigt?
- Wie können externe Ressourcen sinnvoll eingebunden werden?
Die Kombination aus klar definierten Rollen und gezieltem Ressourceneinsatz kann die Situation für pflegende Angehörige erheblich erleichtern und zu einer stabileren Familiendynamik beitragen. Familienzentrierte Pflegeansätze helfen dabei, die individuellen Herausforderungen zu bewältigen und die bestmögliche Unterstützung sicherzustellen (Wright & Leahey, 2021).

Das war Teil 2 einer Reihe zur Familienzentrierten Pflege.
Teil 1 findest du hier.