Der Mensch an sich – zumindest in westlichen Gesellschaften – setzt sich nicht allzu gerne mit der eigenen Vergänglichkeit auseinander. Und wenn doch, dann sind es meist Themen wie medizinische Maßnahmen oder finanzielle Regelungen. Dabei gibt es so viel mehr, über das es nachzudenken lohnt.
Die Möglichkeit, sich mit dem Lebensende auseinanderzusetzen und darüber nachzudenken, wie dieser Prozess idealerweise gestaltet werden kann, bleibt oft ungenutzt. Im Vordergrund stehen dabei oft Themen wie medizinische Wünsche, finanzielle Angelegenheiten und die Bestimmung einer Erwachsenenschutzvertretung. Eine Sensibilisierung für die Auseinandersetzung mit dem Lebensende erfolgt oft erst, wenn man selbst betroffen ist, beispielsweise als Angehörige:r.
Gerichtliche Schritte zur Festlegung von Besitzverhältnissen und medizinischen Wünschen sind zwar eine praktische Möglichkeit, sich mit dem Lebensende und dem Danach auseinanderzusetzen, aber sie sind nicht die einzige Form dieser Vorbereitung. Es gibt viele andere und ganz unterschiedliche Wege dazu. Ein Gegengewicht wäre zum Beispiel die Spirituelle Verfügung. Nur wenige Personen kennen diesen Begriff oder haben eine Vorstellung davon, welchen Nutzen diese Methode haben kann.
Weg von der Angst
Manche Fragen im Rahmen der Spirituellen Verfügung wirken zu Beginn etwas beunruhigend. Viele Menschen berichten jedoch in weiterer Folge, dass sie sich umso befreiter fühlen, je tiefer sie in die seelisch-emotionalen Fragen zum Lebensende eintauchen. Es entsteht ein Gefühl, etwas Wichtiges für sich getan zu haben. Der Regisseur Christoph Schlingensief hat in seinem Buch „Tagebuch einer Krebserkrankung“ beschrieben, dass er die Frage „Wie möchte ich sterben?“ nicht nur negativ, sondern auch als produktiv erlebt hat.
Mögliche Fragen für eine solche Auseinandersetzung könnten folgende sein:
- Kann ich mein Sterben mitgestalten?
- Wer soll bei mir sein? Von wem möchte ich nicht besucht werden?
- Welche Atmosphäre wünsche ich mir rund um mein Sterbebett?
- Was soll mit meinem toten Körper geschehen und was nicht?
- Welchen Bestatter möchte ich haben?
- Wie möchte ich spirituell betreut werden?
- Sollen religiöse Rituale abgehalten werden?
Die Liste dieser Fragen kann beliebig erweitert werden. Es gibt verschiedene Vorlagen, die individuell an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden können, wie z.B. die Spirituelle Verfügung nach Dr. Franco Rest. Die Auseinandersetzung mit diesen und weiteren Fragen kann eine wertvolle Ergänzung zu einer Patient:innenverfügung und einem Testament sein und den Angehörigen sowie betreuenden Personen die Pflege und Begleitung am Lebensende erleichtern.
Für die erkrankte Person kann die Beantwortung dieser Fragen und der Austausch mit Freund:innen oder der Familie darüber eine bedeutende Entlastung darstellen. Den richtigen Zeitpunkt, um sich über das eigene Lebensende Gedanken zu machen und den vorhandenen Gestaltungsspielraum aktiv zu nutzen, kann jede:r nur für sich selbst bestimmen. In jedem Fall ist es ein wertvoller Beitrag, das eigene Leben und Sterben mitzugestalten.