Die Pflege naher Angehöriger kann fordernd und herausfordernd – aber auch erfüllend sein!

Erfahrungsbericht von Renate

Renate ist diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin bei der Volkshilfe und berät Ratsuchende in der Alles Clara App. Im Artikel erzählt sie eine persönliche Erfahrung aus ihrem Leben, in der sie selbst die Rolle einer pflegenden Angehörigen einnahm. Dabei gibt sie nicht nur einen emotionalen Einblick in die Gedankenwelt von sich und ihrer Mutter, sondern zeigt auch auf, warum es wichtig und stark ist, Hilfe anzunehmen und auf die eigenen Gefühle zu achten.

Renate ist diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin bei der Volkshilfe Beraterin bei Alles Clara.


„Als ich 10 Jahre alt war, hatte meine Großmutter einen Sturz und ab diesem Moment ging es mit ihrer Mobilität stetig bergab. Wir haben sie fast 10 Jahre in unserem Familienverband gepflegt. Leider gab es zu dieser Zeit noch sehr wenig Unterstützungsangebote.

Wenn ich heute mit meiner Mutter über diese Zeit spreche, ist dies von allerlei Gefühlen geprägt. Sie hat die Pflege meiner Oma als selbstverständlich hingenommen: angefangen von der Unterstützung bei der Körperpflege und der Nahrungsaufnahme bis hin zum Toilettengang und späteren „Wickeln“.

In diesen Gesprächen äußert sie auch immer wieder, dass sie uns Kindern nicht das bieten konnte, was andere Kinder bekamen, da wir meine Oma nicht länger als drei Stunden alleine lassen konnten. Dabei hatte ich nie das Gefühl, dass etwas fehlte, denn meine Eltern waren immer für uns da und durch den landwirtschaftlichen Betrieb wären wir ja sowieso nie in den Urlaub gefahren.

Als ich älter wurde, habe ich meine Mutter bei der Pflege unterstützt. Ich habe meine Oma immer als sehr dankbaren Menschen in Erinnerung. Wenn wir sie versorgt haben, hat sie uns viel von früher und über unsere Ahnen erzählt – wir haben dadurch viel über unsere Familie erfahren. Es wurde uns viel Zeit mit meiner Oma geschenkt.

Ich möchte die Pflege meiner Oma nicht missen, da sie mich viel über das Leben, aber auch über mich selbst gelehrt hat. Vielleicht bin ich auch dadurch in einem Gesundheitsberuf gelandet.

Vor allen Dingen habe ich gelernt, dass die Pflege nicht nur aus Selbstverständlichkeit durchgeführt werden muss und dass man dies nicht alleine bewerkstelligen sollte. Man darf auch durchaus andere Familienmitglieder und Hilfe von außen miteinbeziehen. Jeder braucht auch Zeit zum Durchatmen.

Ich bin auch froh, dass es heutzutage viele Möglichkeiten zur Unterstützung in der häuslichen Pflege gibt. Angefangen mit der finanziellen Unterstützung – siehe Pflegegeld, Heilbehelf-Scheine für Inkontinenzmaterial, Pflegebett – bis hin zur Unterstützung durch mobile Pflege, Tageszentren, Demenztraining, Angehörigenstammtisch, Pflegeurlaub, Palliativteam, Hospizkarenz und vieles mehr.

Wichtig ist auf jeden Fall, dass man sich Unterstützung holt, nicht erst, wenn man an seine Grenzen kommt. Denn geht es dir nicht gut, geht es dem zu Pflegenden auch nicht gut.“

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