Mental Load

Die unsichtbare Last, die vor allem Frauen tragen.

Barbara ist Klinische- und Gesundheitspsychologin bei der Volkshilfe und Beraterin bei Alles Clara. Zum Weltfrauentag teilt sie ihre Erfahrungen zum Thema Mental Load. Sie erklärt, warum dieser besonders Frauen betrifft und was sich ändern muss, um eine gerechtere Aufgabenverteilung und damit eine Entlastung der Frauen zu erreichen.

Barbara ist Klinische- und Gesundheitspsychologin bei der Volkshilfe und Beraterin bei Alles Clara.

Mental Load beschreibt die unsichtbare Denkarbeit, die oft im Alltag übersehen wird: das ständige Planen, Organisieren und Verantworten von Aufgaben innerhalb der Familie. Barbara erklärt, dass Mental Load zwar ein neuer Begriff ist, sich aber auf ein Phänomen bezieht, das schon immer bestand hatte. Aufgrund gesellschaftlicher und struktureller Rahmenbedingungen sind meist Frauen davon betroffen. Noch immer übernehmen Frauen den Großteil der unbezahlten Care-Arbeit, während Männer oft als „Mithelfer“ gesehen werden. Das traditionelle Familienmodell hält sich hartnäckig und sorgt dafür, dass Frauen neben ihrer Erwerbsarbeit zusätzlich die Verantwortung für Familie und Haushalt tragen.

Oft tragen Frauen neben ihrer Erwerbstätigkeit die Verantwortung für Familie und Haushalt.

Die Folgen dieser dauerhaften Belastung sind gravierend: Frauen fühlen sich oft erschöpft, gereizt und vergessen Dinge – nicht aus Nachlässigkeit, sondern weil ihr Kopf permanent überlastet ist. Chronischer Stress, Schlafprobleme und sogar Depressionen können die Konsequenz sein. Besonders betroffen sind Frauen, die zusätzlich pflegende Angehörige versorgen. Die ohnehin schon hohe mentale Belastung wird durch die Verantwortung für kranke oder ältere Familienmitglieder noch verstärkt. Die Organisation von Arztterminen, die Koordination von Pflegeleistungen und die emotionale Unterstützung der pflegebedürftigen Person – all das liegt meist in den Händen von Frauen. Diese Mehrfachbelastung kann dazu führen, dass die eigene Gesundheit vernachlässigt wird und Beziehungen innerhalb der Familie leiden.

Die Mehrfachbelastung, der Frauen ausgesetzt sind, kann dazu führen, dass die eigene Gesundheit vernachlässigt wird.


Doch was kann helfen? Barbara betont, dass der erste Schritt die Bewusstwerdung ist. Mental Load muss als Arbeit erkannt und sichtbar gemacht werden. Listen mit typischen Denkaufgaben können helfen, sich und anderen vor Augen zu führen, wie viel Denkarbeit täglich geleistet wird. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Verteilung von Verantwortung – nicht nur die Aufgabendelegation, sondern das wirkliche Abgeben von Verantwortung an andere Familienmitglieder. Kommunikation innerhalb der Familie ist dabei essenziell, um den Mental Load gerechter zu verteilen und Überlastung zu vermeiden.


Langfristig braucht es für Barbara aber auch gesellschaftliche Veränderungen: eine finanzielle Aufwertung von Care-Berufen, gleiche Löhne für Frauen und Männer sowie eine verpflichtende Karenzzeit für Väter. Nur so kann das Ungleichgewicht der Care-Arbeit aufgebrochen werden. Dennoch können Familien bereits jetzt präventive Maßnahmen ergreifen: Regelmäßige Gespräche über Aufgabenverteilung, das bewusste Setzen von Prioritäten und feste Zeiten für Selbstfürsorge sind essenziell, um langfristig gesund und zufrieden zu bleiben.

Barbara empfiehlt das Auflisten der täglichen Denkaufgaben.


Barbara ruft dazu auf, das Thema Mental Load ernst zu nehmen, aktiv daran zu arbeiten und es gerechter zu verteilen: „Besonders am Weltfrauentag sollte daran erinnert werden, dass es noch viel zu tun gibt – aber dass wir die Kraft haben, echte Veränderungen herbeizuführen.“ Oder, um es mit den Worten von Michelle Obama zu sagen: „Es gibt keine Grenzen für das, was wir als Frauen erreichen können.“

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