In diesem Artikel beantwortet Stefanie, diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin und Beraterin bei Alles Clara, eine fiktive Anfrage einer Ratsuchenden. Sie teilt ihre Expertise und Ratschläge, um eine herausfordernde Situation während der Weihnachtszeit zu bewältigen. Stefanie weiß aus ihrer beruflichen Erfahrung, dass die Weihnachtszeit oft besondere Herausforderungen mit sich bringt, insbesondere für pflegende Angehörige.
Stefanie ist diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin beim Hilfswerk Hermagor und Beraterin bei Alles Clara.
Fiktive Anfrage einer Ratsuchenden:
„Liebe Stefanie,
ich bin ein großer Weihnachtsfan und liebe diese besinnliche Zeit eigentlich sehr. Meine Mutter ist vor 5 Jahren an Krebs verstorben und seither feiert mein Vater immer mit mir, meinem Mann und den Kindern. Nun hatte mein Vater vor einem halben Jahr einen Schlaganfall und ist seither halbseitig gelähmt. Auch merke ich, dass er immer wieder verwirrt und geistig einfach nicht mehr so fit ist. Noch ist es nicht diagnostiziert, aber ich vermute, dass sich da eine Demenzerkrankung anbahnt. Ich pflege ihn seither und helfe ihm im Haushalt, begleite ihn zum Arzt, unterstütze bei der Körperpflege… Ich weiß aber nicht, wie ich das mit Weihnachten heuer schaffen soll. Ich merke, dass ich total gestresst bin und mich gar nicht auf meine Lieblingszeit freuen kann. Hast du einen Tipp für mich?“
Die Antwort von Stefanie:
Liebe Ratsuchende,
danke, dass du so offen über deine Sorgen schreibst. Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie sehr du unter Druck stehst, allen gerecht zu werden. Deinen Kindern, deinem Mann und auch deinem Vater. Du möchtest, dass diese Zeit eine ganz besonders schöne wird. Schließlich bist du, wie du schreibst, selbst ein großer Weihnachtsfan und hast sicherlich auch Erwartungen an diese besinnliche Zeit.
Vielleicht durftest du als Kind Weihnachten auch von der positiven Seite erleben, und dadurch gerätst du natürlich nochmal mehr unter Druck. Immerhin willst du deinem Vater ein Stück Unbeschwertheit zurückgeben, in Zeiten, die sicherlich durch den Verlust deiner Mutter, seiner Frau, nicht leicht zu bewältigen sind.
Aus deiner Anfrage lese ich heraus, dass du deinen pflegebedürftigen Vater alleine pflegst. Bekommst du auch Unterstützung von außen? Hast du Geschwister, Nachbarn, die du für bestimmte Tätigkeiten heranziehen kannst, um dir, vor allem für die Weihnachtsvorbereitungen, etwas Freiraum zu schaffen? Es gibt auch die Möglichkeit, mobile Dienste in Anspruch zu nehmen. Dadurch hättest du etwas mehr Zeit für dich.
Um zumindest etwas ruhiger durch die Weihnachtsfeiertage zu kommen, könnte ich mir vorstellen, dass es hilfreich wäre, wenn mehrere Familienmitglieder zusammenkommen. Wenn jeder etwas mitbringt oder zusammen gekocht werden würde, würde diese Last nicht auf dir alleine liegen.
Wenn dein Vater es toleriert, könnte sich die Familie abwechselnd um ihn kümmern, ohne das Gefühl zu bekommen, „weitergereicht“ zu werden wie ein unliebsames Objekt. Dafür solltet ihr versuchen, mit ihm offen darüber zu sprechen. Vielleicht versteht er es auch, wenn du ihm erklärst, dass du dich gerne um ihn kümmerst, aber auch etwas mehr Zeit für dich und deine Familie brauchst. Denn Pflege ist harte Arbeit, von der man sich zwischendurch erholen muss.
Deine Vermutung, dass bei deinem Vater eventuell eine Demenzerkrankung im Spiel ist, macht die Situation natürlich noch ein Stück prekärer. Weihnachten und Demenz fordern sowohl Betroffene als auch deren pflegende Angehörige enorm. Da wäre es wichtig herauszufinden, ob bzw. wie weit die Demenz schon entwickelt ist, um richtig damit umgehen zu können. Und das betrifft natürlich vor allem die bevorstehende hektische Weihnachtszeit, aber auch die restlichen Wochen im Jahr.
Alles Liebe,
Stefanie