Naturkatastrophen wie Hochwasser, Sturm oder extreme Hitze treffen unsere Gesellschaft zunehmend – doch pflegende Angehörige stehen dabei vor besonders komplexen Herausforderungen. Evakuierungen, Stromausfälle oder blockierte Wege können die Versorgung von Pflegebedürftigen gefährden und Angehörige in akute Krisensituationen bringen.

Susanna Wernhart, Forscherin beim Disaster Competence Network Austria, gab in der Präsentation am 13.10.2025 eingangs einen kurzen Überblick über aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zu klimabedingten Katastrophen und die Bedeutung für vulnerable Gruppen.
Laut dem Zweiten Österreichischen Sachstandsbericht zum Klimawandel (APCC, 2025) ist Österreich besonders stark betroffen: Die Temperaturen steigen schneller als im globalen Durchschnitt, Extremwetterereignisse wie Hitze und Starkregen nehmen zu. Das Hochwasser im September 2024 hat gezeigt, wie rasch Versorgungssysteme an ihre Grenzen stoßen können. Besonders gefährdet sind vulnerable Gruppen – darunter pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen.
Die Veranstaltung am 13. Oktober 2025 in der ERSTE Stiftung stellte erstmals einen praxisnahen Leitfaden vor, der speziell für pflegende Angehörige entwickelt wurde. Dieser basiert auf den Empfehlungen des Zivilschutzes Österreich und wurde durch die Expertise aus Katastrophenmanagement und Pflegepraxis erweitert.

Das Dokument bietet konkrete Handlungsempfehlungen zur Vorbereitung auf den Ernstfall und greift dabei folgende Schwerpunkte auf:
1. Erstellung eines Notfallplans
Ein strukturierter Plan hilft, im Ernstfall handlungsfähig zu bleiben. Der Leitfaden zeigt, wie individuelle Risiken eingeschätzt, Zuständigkeiten geklärt und wichtige Kontakte sowie Frühwarnsysteme eingebunden werden können – abgestimmt auf die Pflege- und Betreuungssituation.
2. Notfallgepäck
Evakuierungen können plötzlich notwendig werden. Der Leitfaden enthält Empfehlungen, was griffbereit sein sollte – von Medikamenten über wetterfeste Kleidung bis zu medizinischen Befunden und Notfallkontakten. Auch die Lagerung und Zugänglichkeit werden berücksichtigt.
3. Lebensmittelvorrat
Versorgungsausfälle können die Pflege gefährden. Der Leitfaden empfiehlt einen Vorrat für 10–14 Tage, abgestimmt auf individuelle Ernährungsbedürfnisse, Diätpläne und die Möglichkeit zur Zubereitung ohne Strom.
4. Haushaltsapotheke
Pflegebedürftige sind oft auf regelmäßige Medikation und spezifisches Material angewiesen. Der Leitfaden enthält Hinweise zur Ausstattung, Lagerung und Aktualisierung – inklusive Hygieneartikel und Pflegehilfsmittel.
5. Checkliste
Alle Empfehlungen sind in einer übersichtlichen Checkliste zusammengefasst – als praktische Orientierungshilfe für die Vorbereitung und regelmäßige Überprüfung im Pflegealltag.
Ziel des Leitfadens ist es, Aufmerksamkeit zu schaffen, Vorsorge zu stärken und pflegende Angehörige als systemrelevante Akteur:innen in der Katastrophenvorsorge sichtbar zu machen.
Der Leitfaden ist kostenlos zum Download verfügbar:

„Katastrophenvorsorge beginnt im Alltag – besonders dort, wo Menschen Verantwortung für andere tragen. Pflegende Angehörige leisten täglich Enormes, und gerade sie brauchen im Krisenfall klare Orientierung. Mit dem Leitfaden schaffen wir Bewusstsein und liefern zugleich Werkzeuge, um Vorsorge im eigenen Zuhause wirksam umzusetzen.“
Christian Resch / Geschäftsführer Disaster Competence Network Austria
Ein besonderer Dank gilt den Mitwirkenden:
- Isabel Anger (Disaster Competence Network Austria),
- Gudrun Egger (ERSTE Stiftung),
- Laura Essl (Disaster Competence Network Austria),
- Michaela Greifeneder (Alles Clara),
- Birgit Meinhard-Schiebel (Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger),
- Irene Promussas (Lobby4Kids – Kinderlobby),
- Christian Resch (Disaster Competence Network Austria),
- Nicole Traxler (Alles Clara),
- Susanna Wernhart (Disaster Competence Network Austria).
Alles Clara-Newsletter:
Bleibe zu Veranstaltungen und Updates der Alles Clara-App am Laufenden und melde dich zum Newsletter an: