Ein Wunsch zum Vatertag.

Philipp und Emma Lou

Inklusion ist ein Begriff, über den man häufig stolpert. Es ist die Rede von inklusiven Arbeitsplätzen, Inklusionsklassen und Inklusionspolitik. Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass Inklusion in Österreich einen hohen Stellenwert hat und umgesetzt wird. Leider ist das oft nicht der Fall, wie Philipp weiß. Er ist dreifacher Vater, und bei seiner mittleren Tochter Emma Lou wurde nach der Geburt Trisomie 21 festgestellt.

„Ich wünsche mir, dass meine Tochter ganz normal zur Schule gehen kann und später einen Beruf ausübt, der ihr Spaß macht“, sagt Philipp. Ein Wunsch, den wahrscheinlich die meisten Eltern für ihre Kinder haben, unabhängig davon, ob sie mit oder ohne Behinderung leben. Wenn man einen Blick in die österreichische Verfassung wirft, stößt man auf die garantierte Gleichstellung von Menschen mit Behinderung.

In der Realität sieht das jedoch oft anders aus. „Das fängt schon beim Kindergarten an“, erzählt Philipp. „Damit Emma Lou in einen ganz normalen Kindergarten gehen konnte, mussten wir vorher ein Gespräch mit einer Psychologin führen. Letztendlich war es ihre Entscheidung, ob Emma Lou in den Kindergarten darf oder nicht. Das fühlte sich komisch an.”

Bereits im Kindergarten musste sich Philipp dafür einsetzten, dass seine Tochter Emma Lou in eine normale Kindergruppe gehen konnte.

Auch nach dem Kindergarten muss Philipp sich aktiv für die Inklusion seiner Tochter einsetzen. „Grundsätzlich sollten Eltern die Möglichkeit haben, ihre Kinder in die nächstgelegene Schule zu schicken, ohne dass spezielle Einrichtungen notwendig sind. Die meisten Kinder wählen die Schule nach dem kürzesten Schulweg aus. Das sollte auch für Emma Lou möglich sein.“ Die Hürden hören für Philipp und Emma Lou jedoch nicht dabei auf, eine Schule zu finden. Obwohl sich Österreich dazu verpflichtet hat, behinderten Menschen lebenslanges Lernen zu ermöglichen, scheiden Kinder mit Behinderung oft nach den Pflichtschuljahren aus dem Schulsystem aus.

„Gerade Menschen mit Behinderung brauchen einfach für alles ein bisschen länger, und dann ist es eigentlich extrem kontraproduktiv, dass man mit 15 Jahren aus dem Schulsystem genommen wird“, fasst Philipp zusammen. Derzeit sucht er nach einer Möglichkeit, mit der Emma Lou bis zum 18. Lebensjahr zur Schule gehen kann. Fehlende Nachmittagsbetreuungen und lange Schulwege machen das zu einer komplexen Herausforderung.

Lange Schulwege und fehlende Nachmittagsbetreuung sind nur einige der Hürden, die Philipp und Emma Lou bewältigen müssen.

Die Erfahrungen von Philipp decken sich mit dem Bericht der Staatenprüfung 2023. Hier werden bei der Inklusion von Menschen mit Behinderung im Bildungssystem sogar Rückschritte verzeichnet.

„Zu einer richtigen Inklusion ist es noch ein sehr langer Weg“, findet auch Philipp. Ihm ist klar: Inklusion ist heute absolut noch keine Selbstverständlichkeit. Im Gegenteil: „Mir fällt auch auf, dass man sich immer bedanken muss oder von anderen bemitleidet wird“, sagt der dreifache Vater. „Ich will nicht bemitleidet werden, und auch Emma Lou möchte nicht bemitleidet werden, für irgendwas. Ich bin mit Emma Lou der glücklichste Vater auf der Welt für mich. Und ich gehe mal davon aus, dass Emma Lou auch wahnsinnig glücklich ist mit dem, was sie ist und was sie hat.“

Philipp und Emma Lou sind ein tolles Team und vor allem sind sie eines: Glücklich.

Danke, Philipp, für deine Offenheit.

Hoffentlich geht dein Wunsch bald in Erfüllung.

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Ein Beitrag in Kooperation mit HOSPIZ ÖSTERREICH.
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