Unser erstes gemeinsames Weihnachten

Eine fiktive Frage eines Ratsuchenden

In diesem Artikel beantwortet Fred, diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger und Berater bei Alles Clara, eine fiktive Anfrage eines Ratsuchenden. Dabei geht er auf das Thema Weihnachten mit einem Kind mit Down-Syndrom ein und zeigt, wie man die Feiertage liebevoll und zugleich achtsam gestalten kann.

Fred berät in Alles Clara Ratsuchende bei pflegerischen Fragen, organisatorischen Heausforderungen und Sorgen oder Ängsten.

Fiktive Anfrage eines Ratsuchenden:

Liebes Alles Clara-Team, dieses Jahr wird Weihnachten für mich etwas ganz Besonderes: Ich feiere zum ersten Mal mit meiner neuen Partnerin – und mit ihrem zehnjährigen Sohn, der das Down-Syndrom hat. Die beiden kommen über die Feiertage zu mir nach Hause, und ich freue mich sehr darauf, diese Zeit mit ihnen zu verbringen.

Ich merke aber auch, dass ich ein bisschen aufgeregt bin. Ich möchte, dass sich beide bei mir wohlfühlen – besonders ihr Sohn. Ich weiß, dass Kinder mit Trisomie 21 oft sehr feinfühlig sind, Routinen lieben und manchmal sensibel auf Veränderungen oder Reizüberflutung reagieren. Meine Partnerin hat mir erzählt, dass er manchmal Schwierigkeiten mit der Sprache hat, sich aber sehr über Musik, Lichter und gemeinsames Spielen freut.

Ich möchte die Tage vor und nach Weihnachten so gestalten, dass sie für ihn schön, aber nicht überfordernd sind. Ich frage mich: Worauf sollte ich achten? Wie kann ich ihm Sicherheit geben, ohne ihn einzuengen? Und wie kann ich meiner Partnerin zeigen, dass ich sie in ihrer Elternrolle respektiere, ohne mich aufzudrängen?

Ich wünsche mir, dass dieses erste gemeinsame Fest für uns alle ein liebevoller Anfang wird – mit Raum für Nähe, Freude und vielleicht auch ein bisschen Magie.

Danke für eure Unterstützung und Impulse.

Herzliche Grüße Ignaz

Die Antwort von Fred:

Lieber Ignaz,

vielen Dank, dass du dich mit deinem Anliegen an mich wendest. Es ist beeindruckend, wie sehr du dir Gedanken machst, damit dieses erste gemeinsame Weihnachten für deine Partnerin und ihren Sohn zu einem schönen Erlebnis wird.

Grundsätzlich ist es wichtig, so normal und authentisch wie möglich zu sein. Du musst nichts Besonderes inszenieren oder übermäßig Rücksicht nehmen – Kinder mit Down-Syndrom sind in vielen Dingen uns ganz ähnlich. Sie lachen, wenn etwas lustig ist, sie sind traurig, wenn etwas weh tut, und sie lieben es, gemeinsam zu spielen. Gleichzeitig brauchen sie manchmal etwas mehr Zeit, um Sprache zu verstehen oder sich auszudrücken. Deshalb ist es hilfreich, langsam und klar zu sprechen, einfache Sätze zu verwenden und Geduld zu haben.

Die Kunst besteht wohl darin, durch Beobachtung zu lernen, bei Unsicherheit die Mutter des Kindes zu fragen und offen darüber zu reden. So zeigst du nicht nur Respekt für ihre Elternrolle, sondern auch, dass du bereit bist, dich einzulassen und gemeinsam zu gestalten. Diese Haltung schafft Vertrauen und gibt allen Beteiligten Sicherheit.

Neugierde und Offenheit gegenüber dem anderen sind wichtige Attribute der Wertschätzung. Sie schaffen eine Atmosphäre von Wärme und Zugehörigkeit – genau das, was Weihnachten ausmacht. Weihnachten als gemeinsames Ritual verweist auf ein gemeinsames Drittes und Größeres, das diejenigen verbindet, die es miteinander feiern. Es geht nicht darum, alles perfekt zu machen, sondern darum, Nähe und Freude zu teilen.

Vielleicht kannst du deine Partnerin fragen, welche Spiele oder Rituale ihrem Sohn besonders wichtig sind, und ihn damit überraschen. Kleine, vertraute Abläufe wie das Schmücken des Baumes, Musik hören oder ein gemeinsames Spiel können ihm Freude bereiten und ihm das Gefühl geben, Teil des Ganzen zu sein.

Weihnachten ist ein gemeinsames Ritual, das verbindet. Es geht nicht darum, alles perfekt zu machen, sondern darum, Nähe und Freude zu teilen. Ein „Wir“ entsteht nicht durch Planung, sondern durch Offenheit, Teilen-Können und Mut zur Nähe.

Solltest du noch Fragen haben oder mehr Informationen benötigen, freue ich mich, wieder von dir zu lesen.

Liebe Grüße 🌱 

Fred

Weiterführende Informationen:

Damit du dich noch tiefer mit dem Thema auseinandersetzen kannst und vielleicht auch praktische Tipps für den Alltag findest, möchte ich dir einige hilfreiche Anlaufstellen mitgeben:

  • Down-Syndrom Zentrum – Leben, Lachen, Lernen
    • Dieses Kompetenzzentrum bietet pädagogische Beratung und Information für alle, die mit Menschen mit Down-Syndrom leben oder arbeiten. Dort findest du praxisnahe Unterstützung, Austauschmöglichkeiten und wertvolle Impulse für den Alltag.

  • Podcast des Down-Syndrom Zentrums 
    • Hier erzählen Fachleute und Angehörige aus ihrem Leben mit Kindern und Erwachsenen mit Down-Syndrom. Die Geschichten sind inspirierend und geben dir einen authentischen Einblick in Erfahrungen, die dir helfen können, dein eigenes Verständnis zu vertiefen.

  • Down-Syndrom Österreich – Gemeinnütziger Verein 
    • Dieser Verein setzt sich für die gesundheitlichen, sozialen und beruflichen Interessen von Menschen mit Down-Syndrom ein. Er bietet nicht nur Informationen, sondern auch konkrete Unterstützung und Vernetzung für Familien und Angehörige.

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