Im zweiten Teil des Interviews (Teil 1 findest du hier) spricht Daniela über die besonderen Herausforderungen ihres Berufs und ihre persönlichen und beruflichen Ziele für die Zukunft. Sie erklärt, wie sie zu Alles Clara kam und was notwendig ist, um Projekte wie Alles Clara erfolgreich umzusetzen.
- Du hast uns bereits sehr viel über deinen Beruf erzählt. Welche besonderen Herausforderungen begegnen dir in deinem Job?
Die Pflege hat leider immer noch den Stellenwert, dass sie nichts kostet und daraus der Trugschluss entstanden ist, sie sei nichts wert. Ich glaube, dass wir von diesem Denken weggehen müssen und der Wert der Pflege dargestellt werden muss. Dies sollte jedoch solidarisch so gesehen werden, dass die Personengruppen, die sich diese wertvolle Pflege nicht leisten können, trotzdem Zugang und Anspruch darauf haben. Eine weitere Herausforderung ist der Personalmangel in der Pflege. Wir kämpfen damit, dass der Bedarf an Pflege zunimmt, aber die Ausbildungsplätze nicht immer belegt werden können. Zu meiner Zeit gab es Wartelisten in den Schulen und man kam nach dem Diplom nur an eine Stelle als DGKP, wenn man in den Praktika von sich überzeugen konnte.
- Diese Entwicklungen klingen sehr spannend und Herausfordernd. Was sind deine persönlichen und beruflichen Ziele für die Zukunft?
Mein Ziel ist es, die Neugier zu behalten, etwas dazu lernen zu wollen und den Durst nach Wissen stillen zu können, sei es durch Kontakte mit anderen Personen in den Gesprächen oder durch die Absolvierung von Aus- und Weiterbildungen. Irgendwie bin ich mittlerweile ein Aus- bzw. Weiterbildungsjunkie geworden. Das lebensbegleitende Lernen hat schon immer einen hohen Stellenwert in meinem Leben gehabt. Nach dem Diplom durfte ich berufsbegleitend (in Vollzeit) die Berufsreifeprüfung und das Studium Gesundheitsmanagement (Bachelor und Master) absolvieren. Auch die Erfahrung im Jus-Studium zu machen, dass dieser Bereich zwar sehr interessant ist, aber nicht zu mir passt und derzeit ist es mein Hauptziel, die Masterthesis in der Gesundheits- und Pflegepädagogik zu schreiben und somit das Studium abschließen zu können. Meine persönlichen Ziele sind die Begleitung meiner beiden Töchter im Erwachsenwerden, bei der Berufswahl und bei alltäglichen Dingen. Der Zusammenhalt in der Familie ist mir besonders wichtig, mit all den Herausforderungen, die es so mit sich bringt.
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- Du erzählst, dass du neugierig bist und dich sehr für Fortbildung interessierst. Wie bist du denn als Beraterin zu Alles Clara gekommen?
Ich hatte mich bei der Caritas St. Pölten als 24h-Betreuungskoordinatorin für das Waldviertel beworben und leider eine Absage bekommen, da mein Wohnort zu weit weg vom Dienstort war. Die Fachbereichsleitung hat mir zu diesem Zeitpunkt aber Alles Clara angeboten. Leider war zu diesem Zeitpunkt der Ausbildungslehrgang schon gestartet bzw. schon so weit fortgeschritten, dass ein Einstieg nicht mehr möglich war. Die Fachbereichsleitung hatte mir jedoch versprochen, sich wieder zu melden, wenn der neue Lehrgang starten würde, und so kam im Sommer 2023 der Anruf, dass Alles Clara wieder einen neuen Ausbildungszyklus startet und ob ich dabei sein möchte. Jetzt bin ich Teil des Teams und kann sagen, dass es eine sehr gute Entscheidung war, hier mit dabei sein zu dürfen.
- Es ist super, dass dir die Arbeit bei Alles Clara so viel Freude macht! Was braucht es deiner Meinung nach, um Projekte wie Alles Clara erfolgreich umzusetzen?
Prinzipiell braucht es einmal eine Vision und dann viele Menschen, die das Ziel haben, diese Vision umzusetzen und sich nicht davon abbringen lassen, wenn der Weg einmal ein bisschen steiniger ist. Hier ist Kreativität gefragt, wie es trotzdem geht. Es braucht viel Motivation, nicht aufzugeben, und die betroffene Gruppe, die pflegenden Angehörigen, in den Mittelpunkt zu stellen. Das ist eine Gruppe, die keine große Lobby hat und nur selten gehört wird, aber wahnsinnig viel Arbeit leistet in unserer Gesellschaft.
Und zu guter Letzt braucht es auch das Gesundheits- und Pflegesystem zur Umsetzung. Ich freue mich, dass meine Heimat hier das Potenzial erkannt hat und Alles Clara zur Stärkung pflegender Angehöriger unterstützt und allen Niederösterreicherinnen und Niederösterreichern kostenlos zur Seite stellen möchte. Aber es bedarf noch etwas mehr finanzieller Unterstützung in ganz Österreich, um Alles Clara in ganz Österreich für alle pflegenden Angehörigen kostenlos zur Verfügung stellen zu können.
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- Danke für diese spannenden Einblicke. Magst du als Abschluss noch von einem ganz besonderen Moment, den du bei Alles Clara hattest erzählen?
Eigentlich sind es bei Alles Clara die vielen kleinen Momente, die Alles Clara zu Alles Clara machen. Dies ist die Wertschätzung, die einer Berater*in entgegengebracht wird. Zum Beispiel habe ich zum Geburtstag einen wahnsinnig lieben „Steckbrief“ erhalten und zwei Awards – die hängen im Büro direkt über dem Schreibtisch. Ebenso wurden wir alle zum zweijährigen Geburtstag von Alles Clara eingeladen, aber nicht nur das, wir feierten aus ganz Österreich mit (mit einem Geburtstagshut und Geburtstagskuchen). Für mich ist das Team rund um Alles Clara einfach ein Wahnsinn – viele junge Menschen, die den Fokus haben, etwas bewegen zu wollen und nicht darüber nachdenken, was nicht funktionieren könnte. Besonders fasziniert war ich von der wahnsinnig fast schon perfekten Ausbildung zur Online-Beraterin. Ich durfte bereits ein paar Fort- und Weiterbildungen (Studium usw.) absolvieren, aber diese Ausbildung war für mich mit Abstand die BESTE sowie praxisnahste. Es wird mir in den letzten Monaten immer mehr bewusst, welches Privileg es ist, ein kleiner Teil von Alles Clara sein zu dürfen und am großen Ganzen mitarbeiten zu dürfen.
Danke liebe Daniela, für deine Zeit, die wertvollen Einblicke in deine Arbeit und das schöne Interview mit dir!