Vom Beruf zur Berufung – Teil 1

Interview mit Daniela

Daniela gibt im zweiteiligen Interview Einblicke in ihren Werdegang und ihren Alltag als engagierte Pflegefachkraft. Sie teilt ihre Beweggründe für die Wahl ihrer Karriere, die Herausforderungen, denen sie begegnet, und ihre Sicht auf die wichtige Rolle der pflegenden Angehörigen. Durch Danielas Erzählungen wird deutlich, wie vielfältig und erfüllend eine Karriere in der Gesundheits- und Krankenpflege sein kann.

  1. Liebe Daniela, danke, dass du heute etwas über dein Leben und deinen Beruf teilst. Kannst du zu Beginn erzählen, was hat dich dazu motiviert hat, eine Karriere in der Gesundheits- und Krankenpflege einzuschlagen? 

Eigentlich war meine Berufsauswahl nicht von klein auf klar. In meiner Schulzeit (Fachschule für ökologische Land- und Hauswirtschaft) wurde meine Großmutter krank und wurde zu Hause gepflegt, bis sie dort versterben konnte. Diese Zeit hat mich sehr geprägt. Der Umgang mit schwerkranken und sterbenden Menschen sowie die Grenzen, an die meine Eltern und mein Großvater im Rahmen der Pflege und Betreuung gestoßen sind. Jetzt kann ich sagen, dass die Wahl dieses Berufes die richtige für mich war, weil die Pflege nicht langweilig oder einseitig ist. Ich habe in den letzten 20 Jahren einige Stellen durchlaufen dürfen, mit allen Höhen und Tiefen, aber schlussendlich kann ich sagen, „der Kreis schließt sich“. Das heißt, ich habe überall viel lernen dürfen – im fachlichen, sozialen und persönlichen Bereich –, sodass ich jetzt weiß, was ich kann, will, aber auch was ich nicht will.

Die Vielseitigkeit der Pflege fasziniert mich immer noch am meisten. Heute bin ich um 8:00 Uhr bei einer Frau für einen Verbandswechsel. Eine halbe Stunde später begleite ich jemanden in seinen letzten Minuten des Lebens oder bin Anlaufstelle für die Angehörigen, die viele Fragen haben und manchmal sind die Antworten sehr schwierig. Das ist Pflege.

Daniela ist diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin bei der Caritas St. Pölten und Beraterin bei Alles Clara.

  1. Das klingt sehr spannend und vielseitig. Wie sieht denn ein typischer Arbeitsalltag bei dir aus?

Einen typischen Arbeitsalltag gibt es bei mir nicht. Den würde ich nicht wollen. Ich habe mir mein eigenes Arbeitspensum und meine Flexibilität geschaffen. Die Pflege ermöglicht es mir, insgesamt drei Standbeine zu verfolgen: Einerseits meine Selbstständigkeit in der Pflege (Pflegeberatung und Wundmanagement), andererseits meine Tätigkeit als freiberufliche Gesundheits- und Pflegepädagogin (derzeit noch in Ausbildung) und als drittes die Tätigkeit in einem Angestelltenverhältnis mit mehreren Aufgaben (24h-Betreuung, Online-Beraterin bei Alles Clara, DGKP in der Hauskrankenpflege und Stabstelle in der Pflegedirektion). Hier kann ich all mein Wissen, meine Erfahrungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten einbringen und weiter ausbauen. Mir ist der Kontakt zu den Menschen besonders wichtig.

Gerne gebe ich aber etwas mehr Einblick in meine Tätigkeiten in der Caritas:

  • Online-Beratung bei Alles Clara: Kontakt zu interessanten Menschen mit ihren jeweiligen Problemen und Herausforderungen. Hier kann ich meine Erfahrung gut einbringen und es ist eine Herausforderung für mich, dieses Wissen in kleine Häppchen zu verpacken, sodass diese gut angenommen werden können. Es ist ein Privileg, Vertrauen geschenkt zu bekommen und gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten.
  • 24h-Betreuung: Beratung von Kund*innen sowie Angehörigen im Umgang mit älteren/schwerkranken Personen und Personenbetreuerinnen aus dem Ausland. Die Herausforderung besteht hier darin, verschiedene Kulturen zusammenzuführen, um den Menschen so lange wie möglich eine schöne Zeit zu Hause bieten zu können.
  • DGKP in der Hauskrankenpflege: Nahe am Menschen zu sein, Pflege pur. Das ist Handwerk bzw. Dienstleistung kombiniert mit unterschiedlichen, teilweise täglich veränderten Situationen, bei denen der Mensch im Fokus steht.
  • Stabstelle Pflegedirektion: Projektmanagement. Die Umsetzung von neuen Projekten mit dem Ziel, die Pflegewelt mitzugestalten. Das Netzwerk Pflege ist besonders spannend – Kolleg*innen mit ihren Erfahrungen kennenlernen zu dürfen.
  • Freiberuflichkeit: Pflegeberatung und Wundmanagement. Mit dem Thema Pflege will man sich erst dann auseinandersetzen, wenn man pflegebedürftig ist und dann muss rasch eine Lösung her. Ich möchte hier schon etwas früher beraten, damit nicht nur rasch, sondern auch eine ideale Lösung gefunden werden kann. Im Bereich des Wundmanagements ist es für mich eine Herausforderung, den richtigen Verbandstoff für die jeweilige Person und deren Zustand herauszufinden und ein tolles Ergebnis zu erhalten, wenn eine Wunde abgeheilt ist.

Daniela nach dem Abschluss ihrer Fortbildung zur zertifizierten Online-Beraterin bei Alles Clara

  1. Du hast selbst Erfahrungen in der profesionellen, aber auch in der privaten Pflege. Warum ist die Unterstützung pflegender Angehöriger deiner Meinung nach so wichtig?

Ich durfte in den letzten Jahren miterleben, dass sich die Gesellschaft verändert hat. Der Weg von der bäuerlichen Großfamilie zu kleineren Familienverbänden sowie die Veränderungen der Rahmenbedingungen, dass alle Erwachsenen berufstätig sein müssen/wollen, erschweren die Betreuung und Pflege von älteren und/oder kranken Menschen im Alltag. Als pflegender Angehöriger ist man dann oft nur das Beiwerk des älteren oder kranken Menschen, der die Pflege organisiert, die Situation um den kranken/sterbenden Menschen sowie das eigene Leben regeln sollte.

Meiner Meinung nach sind pflegende Angehörige jedoch eine der größten Ressourcen, die wir als Pflegepersonen haben. Sie kennen die zu pflegenden Personen sehr gut, deren Bedürfnisse und Anliegen, und übernehmen im Alltag eine große Aufgabe, die nicht immer einfach ist. Gerade da sehe ich eine große Lücke im System, diese Arbeit wertzuschätzen und Danke zu sagen für diese Leistung. Was würde mit den zu pflegenden ansonsten passieren?

  1. Du erzählst, dass sich die Gesellschaft laufend ändert. Welche Entwicklungen oder Veränderungen würdest du dir denn als Expertin im Bereich der Gesundheits- und Krankenpflege wünschen?

Ich würde mir eine bessere Stellung in der Gesellschaft für die Pflege wünschen. Nach all den Jahren ist die Pflege immer noch das Beiwerk der Ärzte. Es bessert sich zunehmend, aber es ist immer noch das Denken da – Pflege kann jeder – aber nein, Pflege kann nicht jeder mit allen Facetten. Es ist ein komplexes Gebilde, wenn ich die zu pflegende Person in seiner/ihrer Gesamtheit sehen möchte. Ich wünsche mir eine gute Vertretung der Pflege nach außen – vielleicht sogar ähnlich der Ärztekammer –, um der Pflege den Stellenwert zu verschaffen, den sie wirklich hat. Das werden wir in der Zukunft sehen, wenn der Personalmangel Einzug hält und dieser nicht mehr von der Basis kompensiert werden kann.

Mehr Einblicke in Danielas Arbeit gibt es im zweiten Teil des Interviews.

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Obwohl viele Personen von Inkontinenz betroffen sind, ist sie weiterhin ein Tabuthema das oft von Schamgefühlen begleitet wird.

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